Von der Uni direkt in die Montage

Mein Name ist Lea Hofstetter und ich bin die älteste Tochter von Otto Hofstetter. Nach meinem Uniabschluss in Kommunikation und Publizistik, habe ich in Praktika meine ersten Erfahrungen im Content- und Marketingbereich gemacht. Nun arbeite ich als Social Media Managerin in einer Kommunikationsagentur und bringe mein erlerntes Wissen auch in das Familienunternehmen ein. 

 

Als Vorbereitung für meine Stelle als Assistentin in der Marketingabteilung der Otto Hofstetter AG habe ich ein vierwöchiges allgemeines Praktikum absolviert. Innerhalb von einem Monat durchlaufe ich verschiedene Abteilungen, um einen tieferen Einblick in das Familienunternehmen zu bekommen und mein Wissen über Spritzgusswerkzeuge zu erweitern.

Gestartet in der Finanz- und Personalabteilung, wo ich eine kleine Auffrischung über die Firmenstruktur bekomme, geht es dann für die nächsten eineinhalb Tage ins TB (Technisches Zeichnungsbüro). Zuerst werde ich prompt ins kalte Wasser geworfen, als ich erklären muss, was ich über die Werkzeuge weiss um dann meine Lücken aufzufüllen. Anhand von Modellen, verschiedenen Verpackungen und natürlich Zeichnungen lerne ich, wie das Innenleben einer Form aussieht und wieso es zum Beispiel bei PAC-Formen, welche in der Regel Prototypen sind, acht Wochen dauert bis eine Zeichnung fertig ist. Denn, was man bei der Betrachtung eines Werkezuges von aussen nicht sieht, sind all die Bohrungen die für Schrauben, Schläuche, Dichtungen und so weiteres gemacht werden müssen.

Nach dem TB verbringe ich je einen Tag in der AVOR (Arbeitsvorbereitung) und im Einkauf. Ihr Aufgabenbereich ist die Vorbereitung, damit das Werkzeug in die Produktion gehen oder ein Werkzeug revidiert werden kann. Anhand von Zeit, Qualität und Liefertermin wird ein Plan erstellt, wann welches Teil in Fertigung geht und bis wann gewisses Material bestellt werden muss. Das enge Zusammenspiel von Einkauf und AVOR wird schnell ersichtlich, als wir ein Szenario durchspielen vom Erhalt der Zeichnung bis hin zum Start der Produktion des Werkzeuges. Nebst dem Bestellen von Material und der Zeitplanung darf ich selber Zeichnungen avisieren und Offerten für neues Material erstellen.

Der Abschluss meiner ersten Woche macht das Qualitätsmanagement (QM) und die Qualitätssicherung (QS). Qualität ist nicht nur bei den Werkzeugen wichtig, sondern auch im Betrieb. Das QM sorgt für ständige Verbesserung im Arbeitsalltag. Wie ich schon zuvor feststellte, müssen alle Abteilungen miteinander arbeiten und die Kommunikation ist nicht immer einfach. Ich darf bei der Fertigstellung des Qualitätsmerkblatts helfen, welches zum Ziel hat, dass alle Mitarbeiter den gleichen Qualitätsanspruch haben. Nach der Theorie geht es ab in die QS. Ständige Überprüfung von Teilstücken ist wichtig, um die Qualität der Werkzeuge zu sichern. Ich lernte, dass zur QS mehr gehört als nur Teile vermessen. Die Programme zur Messung müssen geschrieben werden und man muss den Verarbeitungsprozess der verschiedenen Teilstücke kennen, um abzuwägen wann allfällige Verbesserungen vorgenommen werden.

Für ganze zwei Wochen heisst mich die Montage Neuwerkzeuge PET  und PAC willkommen. In voller Arbeitskleidungsmontur stehe ich am Montagmorgen in der Montage und schon nach fünf Minuten halte ich ein Gewindeschieber in der Hand für ein 72-fach PET-Werkzeug, um sie zuerst nach Nummern zu sortieren und danach einzubauen. Der Sprung von der Theorie in die Praxis fällt mir nicht schwer. Jetzt sehe ich zum ersten Mal, wie alle zuvor getätigten Schritte hier zusammenlaufen und aus Einzelteilen etwas Ganzes wird. Auch wenn mein theoretisches Verständnis über Spritzgiesswerzeuge schon deutlich vorangeschritten ist, merke ich, wie mir das Zusammensetzten und -schrauben hilft die Details zu verstehen. Zudem vergeht die Zeit wie im Flug. Ich wechsle zwischen PET- und PAC-Werkzeugen hin und her. Jedes Mal, wenn ein Werkezeug geprüft wird, steigt die Spannung, ob ich alles richtig gemacht habe.  

In der letzten Woche meines Praktikums besuche ich das DLZ (Dienstleistungszentrum), die Heisskanal-Montage und das Technikum. Im DLZ werden Werkzeuge repariert und revidiert. Nachdem das Werkzeug gereinigt ist, wird es vermessen. Durch die Abnutzung müssen neue Werte ermittelt und allfällige Ersatzteile angepasst werden. Nach einer kleinen Erklärung und mit Hilfe einer alten Vermessung, kann ich mich zugleich selber daran probieren. So lerne ich zugleich, wie sich die Verhältnisse von Platte und Einsatzteile verhalten und wie Differenzen behoben werden.

In der Heisskanal-Montage helfe ich einen Heisskanal – auch Hotrunner genannt – auseinander zu nehmen, da ein paar Düsen defekt sind. Nach dem Auseinandernehmen  des Hotrunners ist meine Aufgabe, alles zu reinigen, die Düsen auszutauschen und neu zusammensetzen und zum Schluss wieder helfen, alles zusammenzusetzen. Danach wird der Block geprüft, was für mich wie schon vieles zuvor eine Premiere ist. 

Mein allerletzter Tag verbringe ich im Technikum, der Werkzeugmusterung. Da ich schon zuvor, als ich noch in der Montage war, zwei Tage nach Netstal mitdurfte, habe ich schon eine gewisse Ahnung, was auf mich zukommen wird. Die zwei Tage, die ich in Netstal verbringe, sind eindrücklich. Für mich ist es das erste Mal, dass ich so riesige Maschinen sehe. Wenn ich zuvor gedacht habe, dass die Maschinen bei uns schon gross sind, sind sie im Vergleich zu denen bei Netstal klein. In den beiden Tagen bauen wir eine PET-Form aus, eine neue ein und mustern sie. So geht es im Technikum auch gleich mit dem Einbau einer PAC-Form los. Anhand des Plastikbehälters lerne ich Fehler oder Unregelmässigkeiten zu ermitteln und wie diese behoben werden können, wie zum Beispiel der Erhöhung der Kunststofftemperatur. Zu sehen wie alles zusammen kommt, ist der perfekte Abschluss für mein Praktikum.

 

Zusammengefasst ist das Praktikum der perfekte Einstieg für meine neue Stelle als Marketing Assistentin. Ich hätte nicht gedacht, dass mir vor allem die Arbeit in der Werkstatt so gefallen würde. Um zu verstehen, was alles hinter einem Werkzeug der Otto Hofstetter AG steckt, gibt es nichts Besseres als selber an einem mitzuarbeiten. In den vier Wochen werde ich in jeder Abteilung herzlich willkommen geheissen und mir wird mit viel Begeisterung alles erklärt. Wenn mich zuvor jemand gefragt hat, was die Otto Hofstetter AG produziert, dann war meine Antwort simple: Werkzeuge für die PET- und Verpackungsindustrie, mit denen zum Beispiel Formen für die Boxen für Haribo, Becher für Café Latte von Emmi, Löffel für McFlury und Preforms. Meine Antwort heute hört sich zu Beginn vielleicht genau gleich an, doch wenn jemand sich genauer dafür interessiert, kann ich auch ins Detail gehen.

Kommentare

Schreiben Sie einen Kommentar.

Keine Kommentare

 

Zurück zur Übersicht