Wenn die Grundbedürfnisse der Konsumenten berücksichtigt werden, bevor der kreative Prozess beginnt, weckt das Endresultat Interesse durch Schönheit, Funktion und Relevanz. Die Kenntnis von dem, was die Konsumenten bewegt und wohin sich die Industrie entwickelt, hilft, eine zukunftsfähige Designsprache zu bilden. Vier Trends spielen heute eine zentrale Rolle im Verpackungsdesign. Themen wie Taktilität, Wertschöpfungskette, Intelligenz sowie der zunehmende Widerwille gegen Unterbrechung werden die kommende Zeit prägen.

Wir haben nicht umsonst fünf Sinne: Zusammen helfen sie uns, unsere Umgebung zu verstehen und voll zu erleben. In den letzten Jahrzehnten wurden die visuellen Erfahrungen in allen möglichen Richtungen erforscht (z. B. in virtueller Realität oder künstlicher Wirklichkeit). Gleichzeitig hat die kognitive Neurowissenschaft grosse Fortschritte gemacht in der Erforschung des menschlichen Geistes und der Regeln, die zu unserem Verhalten beitragen. Der Tastsinn ist eine der wichtigsten Sinnesmodalitäten, die das Verhaltender Konsumenten bestimmen. Der zunehmende Mangel an Textur im Leben der Menschen führt zu eindimensionalen Erlebnissen. Daher werden sich künftig intelligente Markenmehr darauf konzentrieren, wie sich ihre Produkte anfühlen. Unternehmen werden Details verbessern, taktile Elemente integrieren und benötigen deshalb eine klare Strategie für die taktile Komponente ihrer Marke.

Zu berücksichtigen:
– Welche taktilen Elemente hat Ihr Produkt/Ihre Marke?
– Wie können Sie Markenerkennung über die Sinne erzielen?
– Wie können Sie Details weiter verbessern?

Ein gutes Beispiel.
Mit der wie eine Orangenschale strukturierten Glasflasche ist Orangina ein gutes Beispiel einer globalen Ikone, die schonfrüh Taktilität als Teil ihrer Markenidentität einführte. Im Jahr 2015 wurde sie in eine bauchige Flasche aus Kunststoff umgewandelt, aber die ikonische Struktur blieb erhalten. Auch die Spirituosenindustrie hat viele gute Beispiele vom Einsatz der Sinne. Temple Distilling zum Beispiel verbesserte vor kurze meine ihrer Marken. Anstatt grosse Änderungen an der Form der Flasche oder am graphischen Design vorzunehmen, machte die Firma subtile Veränderungen in Form von taktilen und visuellen Effekten. Das Ergebnis ist eine Verpackung, die nicht nur gut aussieht, sondern sich auch gut anfühlt.
  

Die Konsumenten beginnen, verantwortungsbewusste Produkte nicht nur als einen guten Schritt für die Zukunft zu betrachten, sondern auch als Paradigmenwechsel, der jetzt stattfinden muss. Produkte werden nicht mehr ausschliesslich Bedürfnisse befriedigen, sondern übernehmen eine Rolle in einem übergeordneten System. Im Jahr 2017 werden wir die Grenzen der Kreislaufgesellschaft weiter verschieben und Produkte in Bezug auf die ganze Wertschöpfungskette nochmals überdenken müssen. In dieser Bewegung müssen mehr Firmen und Organisationen zwischen den einzelnen Bereichen zusammenarbeiten, um ein besseres Konsumentenverhalten zu erzielen und einen verantwortungsbewussten Konsum zu fördern. Konsumenten realisieren, dass sie ihre heutigen Konsumgewohnheiten ändern müssen. Sie erwarten von Unternehmen, dass sie darauf reagieren und ihre Versprechen in Taten umsetzen.

Zu berücksichtigen:
– Denken Sie an den Kreislauf, denken Sie quer durch die Wertschöpfungskette, überdenken Sie nochmals den Abfall.
– Wie können Sie mit kleinen Handlungen anfangen (statt mit grossen Worten)?
– Wie können Ihre Produkte/Dienstleistungen an einem grösseren System teilnehmen?

Ein gutes Beispiel.
Von Abfall zu Premium: Parley wandelt Plastikabfall in Garn und Stoff für die Mode- und Luxusgüterindustrie, in Polymere für Kosmetikprodukte oder in Rohstoffe für die Verpackung und den Bau um. Die Marke Fitzroy hat eine Verpackung für ihren Rum entworfen, bei der die Verschlüsse aus beseitigten Coca-Cola-Etiketten produziert werden.
  

Wir leben in einer Zeit, in der wir ständig unterbrochen werden. Obwohl die vernetzte Welt Bequemlichkeit und soziale Interaktionen anbietet, wünschen die Konsumenten vermehrt bedeutungsvolle und einfachere Erfahrungen offline. Die Menschen fühlen sich zunehmend von gewissen Dingen überfordert, und eine komplizierte Verpackung mit viel Material wird als unnötig und verantwortungslos empfunden. Deshalb müssen sich Unternehmen heute nicht nur den physischen Bedürfnissen der Konsumenten widmen, sondern auch ihrem geistigen und emotionalen Wohlbefinden. Das Ziel sollte sein, unnötige Gegenstände aus den Regalen zu verbannen und eine erstklassige Integration zwischen Produkt und Verpackung zu erreichen.

Zu berücksichtigen:
– Wie können Sie das geistige und emotionale Wohlbefinden der Konsumenten berücksichtigen?
– Wie können Sie die Verpackung vereinfachen?
– Auf welche Gegenstände können Sie verzichten?

Ein gutes Beispiel.
Die Flaschen für das Flüssigwaschmittel von Ecover wurden von der Skelettstruktur der Algen inspiriert. Indem Ecover die Prinzipien dieser Skelettstruktur angewendet hat, konnte die Firma eine ästhetisch ansprechende Plastikflasche kreieren, die 15 Prozent weniger Plastik benötigt, ohne die mechanischen Eigenschaften zu verschlechtern. Reduzieren statt hinzufügen ist die Essenz des minimalistischen Design Thinking. Viele Fruchtsaftgetränkeflaschen minimieren die Grösse des Etiketts, indem sie die Farbe des Fruchtsaftgetränks als Hintergrund für das Design verwenden. Auf diese Weise geben sie den Konsumenten, was sie wollen: weniger Material und mehr Natur!

Konsumenten können jederzeit und überall einkaufen und sind zunehmend anspruchsvoll im Hinblick auf Bequemlichkeit. Neue Technologie, die im Produkterlebnis der Konsumenten integriert ist, wird wachsen, in der Werkstoffwissenschaft werden Fortschritte gemacht, Komponenten werden kleiner. Während sich dieser Sektor rasch in vielen Gebieten entwickelt, wird eines klar: Konsumenten wollen heute brauchbare Produkte, die einen echten Mehrwert für ihr Leben schaffen. Kurzlebige Marketinggags sind nicht mehr gewünscht. Konsumenten akzeptieren bereitwillig Intelligenz, die in ihren Alltag integriert ist. Die Verbindung von Technologie und Einfachheit wird Marken helfen, sich mit den Konsumenten in aussergewöhnlicher Weise zu verknüpfen.

Zu berücksichtigen:
– Welche echten Probleme müssen gelöst werden?
– Wie können Sie ein nahtloses Erlebnis schaffen, das sich in den Lebensstil der Konsumenten integriert?
– Wie kann die Lösung intuitiv sein?

Ein gutes Beispiel.
«Amazon Go» setzt die weltweit modernste Einkaufstechnologie ein, damit Konsumenten nie mehr in der Schlange warten müssen. Benutzt man eine App, kann man die gewünschten Produkte einpacken und den Laden einfach wieder verlassen. Amazon verwendet Sensoren, Video-Technologie und künstliche Intelligenz, um ein bequemes Einkaufserlebnis zu ermöglichen. Oder ein anderes Beispiel: Gefälschter Wein ist weltweit ein grosses Problem, besonders in China. Die Smart Wine Bottle mit «Thinfilm Open Sense Technology» erkennt, ob ein Produkt versiegelt ist oder nicht und kommuniziert das Ergebnis drahtlos an ein Smartphone oder Gerät.
  

Kristina de Verdier ist eine in Schweden ansässige Designerin und Strategin, die international im Human Centred Packaging Design tätig ist. Seit 2014 betreibt Kristina ihr eigenes Studio, wo sie Unternehmen in der Kreation holistischer und massgeschneiderter Designlösungen unterstützt. Dabei setzt sie Verständnis für Konsumenten, Strategie und Design ein. www.kristinadeverdier.com

Bilder:
www.templedistilling.com
www.fitzrox.nl
www.ecover.com
www.amazon.com
  

Schreiben Sie einen Kommentar.

Keine Kommentare